Konzept
Das Rauschen ist in der Naturwissenschaft eine unkontrollierbare Störgröße, die ignoriert werden muss, um mit Standardmodellen Ergebnisse zu berechnen. Es ist keine Ungenauigkeit oder ein Messfehler, sondern ein realer Teil unserer Welt. An Orten und in Situationen des Alltags haben wir Einfluss auf unser Umfeld, müssen aber auch Selbstkontrolle ausüben. Das bedeutet gerade an belebten und sozialen Orten auch vieles zu ignorieren, was uns bei der Alltagsbewältigung nicht hilft. Es bleibt am Ende des Tages eine Art Hintergrundrauschen erhalten, als schemenhafte Erinnerung an das, was ignoriert werden muss, aber nie vollständig ignoriert werden kann. Meine Arbeit beginnt mit Fotos häufig besuchter und wichtiger Alltagsräume. Im zweiten Schritt werden die Fotos digital manipuliert, indem ich mit Hilfe des Kopierstempels einzelne Abschnitte des Bildes immer wieder vervielfältige und überlagere. Das Foto dient dabei zugleich als Farb- und Strukturpalette für den Kopierstempel als primäres künstlerisches Werkzeug. Das sichtbare Ergebnis dieser Prozesse ist schließlich eine Serie von Drucken auf Papier. Das Ergebnis ähnelt gleichermaßen einer astronomischen wie einer mikroskopischen Aufnahme, es ist unerheblich ob das Format zu klein oder zu groß ist, es ist vor allem zu viel, zu wild, ein nicht mehr menschlich alltäglicher Bezugsrahmen. Die Abstraktion durch Überlagerung soll letztlich Akzeptanz ermöglichen. Was gänzlich unkontrollierbar und unüberschaubar ist, lässt sich leichter akzeptieren als das, was beinahe kontrollier- und überschaubar ist. Was von Nahem wild und willkürlich anmutet, wird durch ein physisches Zurücktreten des Betrachters zu einer malerischen Fläche. Im Betrachter wird durch den zunehmenden Abstand irgendwann ein innerer Punkt überschritten, ab dem Reizüberflutung in Ruhe umschlägt und Vielfalt aufhört zu überfordern. Er kann die Werke ansehen wie etwa das Meer oder den Nachthimmel, er kennt die Lebendigkeit der rauschenden Fläche, ohne sie kontrollieren zu müssen.
Neben diesen Kopiergemälden habe ich immer auch Zeichnungen angefertigt, die sich nicht mit Alltag, sondern mit Träumen beschäftigen. Träume sind ebenso Teil der menschlichen Erfahrung wie sinnlich wahrgenommene Eindrücke. Was zurückbleibt, ist oft nicht ein Übermaß an Eindrücken, sondern eher stückhafte Fetzen aus scheinbar vollständigen Geschichten. Es entsteht ein Rekonstruktionswunsch, aber Träume können nicht fotografisch oder anderweitig direkt dokumentiert werden. Aus diesem Grund setze ich statt der manipulierten Fotografie die Zeichnung ein. Sie versucht nicht scheinobjektiv zu erinnern, sondern zeigt direkt das irrationale und doch faszinierende Gemenge an Eindrücken.
Concept
In natural science, noise is an uncontrollable disturbance that has to be ignored in order to calculate results based on standard models. It’s neither inaccuracy nor a measuring error, but a real part of our world. In everyday places and situations we can influence our surroundings, but we also have to exercise self-control. Especially in bustling and social spaces, this means ignoring many things that don’t help us to cope with our everyday lives. At the end of the day, what remains is a sort of background noise, hazy memories of all the things that love to be ignored, but can’t be fully blocked from our awareness. My work starts with photographs of frequently visited and important everyday spaces. In a second step, I manipulate these photographs by repeatedly reproducing and superimposing certain parts of the image with the clone stamp tool. The photograph simultaneously serves as a colour and structurepalette for the clone stamp as my primary artistic tool.The visible result of these processes is a series of prints on paper. The result both resembles an astronomic and a microscopic image, it is irrelevant whether the format is too large or too small, more than anything, it is too much, too wild, an neither human nor everyday environment.This abstraction via superimposition is meant to ultimately allow for acceptance. What is entirely out of our control is easier to accept than what is almost controllable and understandable. Seems wild and arbitrary up close, becomes a painterly surface once the spectator takes a physical step backwards. With increased distance, at some point a threshold within the spectator is crossed, after which sensory overload turns to calm and complexity ceases to overwhelm. He can view the works like looking at the sea or the night sky, he knows of the noisy surfaces’ liveliness without having to control it.
Besides these clone paintings I have always created drawings which don’t deal with everyday life, but with dreams. Dreams are just as much part of human experience as sensory perception. What remains is often not sensory overload, but fragmented shreds of seemingly complete story arcs. A wish to emerges reconstruct those stories, but dreams can not be captured in photographs or documented in any direct way. This is why I employ drawing instead of manipulated photographs. Drawing doesn’t stimulate objective memory, but directly shows the irrational and yet fascinating mixture of Impressions.